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DAS RÄTSEL DES LANGFRISTIGEN WACHSTUMS

ARCHIVIERT - 01.09.2014

Eric Voravong

ESG Analyst

Das langfristige Wachstumsrätsel: Mit welchem langfristigen Outperformance-Mechanismus können bestimmte Kategorien von Wachstumswerten die Markterwartungen immer wieder übertreffen und ihren Wert weiterhin nachhaltig steigen sehen?

EINLEITUNG

Nach unseren Beobachtungen begreifen Kapitalmarktteilnehmer die Bewertung von Aktien häufig nicht als Film, sondern in erster Linie als Foto: Sie konzentrieren sich auf Momentaufnahmen statt auf Prozesse und schränken damit ihre Perspektive ein. Der Wert eines Unternehmens entspricht aus ihrer Sicht zu jedem gegebenen Zeitpunkt einer bestimmten, festen Größe, während der sich verändernde Charakter verkannt wird. Dabei übersehen sie sowohl die Dynamik der Wert steigerung als auch die Dynamik der logischen Kursentwicklung. Die Folge sind Fehlurteile und Widersprüchlichkeiten.

Beispielsweise behaupten viele Marktteilnehmer von 
sich, langfristige Anleger zu sein – obwohl sie de facto Trader sind. Sie verfolgen eine Strategie, bei der Wertpapiere, deren Kurs unter dem so genannten inneren Wert liegt, gekauft werden in der Erwartung, dass sich der Kurs später diesem defi nierten Wert nähert. Die Konsequenz dieser Logik: Sobald die Marktwahrnehmung des Wertpapiers (d.h. der Kurs) wieder im Einklang mit dem Wert steht, gibt es für den Anleger keinen Grund mehr, das Wertpapier zu halten (zumindest wenn er die durchschnittliche Marktrendite übertreffen möchte). Das Grundprinzip lautet „Kaufen unter dem inneren Wert und warten, bis Kurs und Wert gleichauf liegen“. Dies ist nichts anderes als eine Buy-and-Sell-Strategie oder, anders ausgedrückt, eine Trading-Strategie.

Natürlich kann es eine gewisse Zeit dauern, bis Kurs und innerer Wert sich entsprechen. Entscheidend bleibt jedoch, dass diese Strategie objektiv auf einen raschen Umschlag abzielt, da sich die Mehrrendite umgekehrt proportional zur Zeitspanne verhält, die vergeht, bis der Markt den Kurs am Wert ausrichtet. Nehmen wir beispielsweise an, der innere Wert eines Wertpapiers liegt bei 100, es wird bei 50 gekauft und ein Jahr später zum angemessenen aktuellen Wert (bei einem Diskontierungssatz von 8 % = 108) verkauft. Die Rendite des Anlegers beträgt in diesem Fall 116 %. Vergehen jedoch drei Jahre, bis der Markt den wirklichen Wert honoriert (dann 126), sinkt diese Rendite bereits auf 26,5 %. Wie dieses Beispiel zeigt, hängt der Erfolg dieser Strategie davon ab, dass Positionen rasch wieder verkauft und durch neue ersetzt werden können – genau wie bei einem Trading-Ansatz.

zeit begünstigt einen wachstumsinvestor:

die exponentialität des langfristigen wachstums führt zu überrenditen

Das Interesse des echten langfristigen Investors liegt hingegen im Halten der Wertpapiere auf lange Sicht. Doch für welche Art von Anleger lohnt sich eine wirkliche Buy-and-Hold-Strategie? Für Qualitätswachstumsinvestoren! Daran schließt sich die Frage nach dem Warum an – was ist das Besondere am Qualitätswachstumsansatz? Wieso tritt das Phänomen der sinkenden Rendite nicht auch bei allen Wachstumswerten ein?

Ist es nicht eine allgemeine Wahrheit, die für alle fundierten Investitionen 1 (unabhängig von der Form oder Besonderheit der Finanztransaktion) gilt, dass die Rendite die Kapitalkosten – oder den Diskontierungssatz – nur dann übersteigen kann, wenn der Kauf unter Wert und der Verkauf näher am oder zum fairen Wert erfolgen? Müssten Anlagen in Wachstumsunternehmen demnach nicht auch von einem raschen Umschlag profi tieren? Aber aus welchem Grund sollte der Qualitätswachstumsinvestor dann stärker zu einer Buy-and-Hold-Strategie neigen?

Dieses Mysterium – wir nennen es das „Rätsel des langfristigen Wachstums“ – lohnt einen genaueren Blick. Wer es enträtseln will, muss sich von der statischen Betrachtungsweise lösen und dynamisch denken: Der Wert ist manchmal keine feste Größe, sondern kann variieren und im Zeitverlauf steigen.