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Von: Wedig von Gaudecker und Jean-François Canton, Gründer von Comgest - 21.07.2025
Viele Start-ups entstehen aus einer Mischung aus Idealismus, Unternehmergeist, dem Streben nach Unabhängigkeit, dem Wunsch nach Profitabilität und dem Drang, bestehende Strukturen herauszufordern. Für die Comgest-Gründer Wedig von Gaudecker und Jean-François Canton war genau diese Kombination der Auslöser für eine kleine Revolution in der französischen Fondslandschaft – sie überwanden bürokratische Hürden, setzten konsequent auf langfristiges Qualitätswachstum und etablierten ein außergewöhnliches Partnerschaftsmodell.
Mitte der 1980er Jahre arbeiteten die beiden erfahrenen Portfoliomanager in Paris bei der französischen Banque Indosuez, wo sie europäische (Wedig) und asiatische (Jean-François) Aktienportfolios verwalteten. Die beiden entdeckten viele Gemeinsamkeiten, während sie über die besten Strategien diskutierten, die es ihnen ermöglichen würden, den Markt langfristig zu schlagen. Ein Schlüsselmoment war, als Wedig von Gaudecker über einen Artikel in der Zeitschrift Fortune stieß, der darauf hinwies, dass die meisten Portfoliomanager, ungeachtet ihrer analytischen Fähigkeiten, längerfristig nie besser abschnitten als die Marktindizes.
Anstatt sich auf die düsteren Aussichten zu konzentrieren, interessierte er sich für die Verweise auf die wenigen Aktienportfoliomanager, die es tatsächlich geschafft hatten, die jeweiligen Indizes auch auf lange Sicht zu schlagen – darunter: das "Orakel von Omaha", Warren Buffett von Berkshire Hathaway und seine rechte Hand, Charlie Munger. Beide hatten bei Benjamin Graham, dem "Vater des Value Investing", Finanzanalyse studiert.1 Nachdem Wedig die Jahresberichte und Aktionärsbriefe von Berkshire eingehend analysiert hatte, erkannte er, dass das Unternehmen einen Fokus auf eine partnerschaftliche Beziehung zu seinen Aktionären legte und den Anlageerfolg direkt mit den Zukunftsaussichten des Unternehmens verknüpfte.
Ihr Konzept besagt, dass der Anlageerfolg durch eine geschützte Marktposition bestimmt wird. Diese Position entsteht durch sogenannte „Burggräben“, wie etwa Marken, Patente, unverzichtbare Produkte oder einzigartige Dienstleistungen. Diese Attribute sind für Konkurrenten schwer zu imitieren. Darüber hinaus ist ein starkes Management erforderlich, das auf soliden Finanzen basiert. Diese als „Qualitätswachstum" bezeichnete Strategie konzentrierte sich auf Unternehmen mit vorteilhaften Ausgangspositionen, die in der Lage waren, künftige Erträge zuverlässig vorherzusagen und zu liefern. Doch konnte ein solcher Stil auch in Europa erfolgreich sein?
1 Graham, Benjamin, 1894-1976. Der intelligente Anleger: Ein Buch mit praktischen Ratschlägen. New York; Harper, 1959.
Bildquelle: Comgest-Archiv.